• Ich liebe meinen Rücken

Abwarten und Tee trinken? Die Kunst, Entscheidungen zu treffen

Überhasteter Aktionismus bringt meist gar nichts. Entscheidungen sollten wohlüberlegt und abgewogen sein. Schließlich müssen wir auch die Konsequenzen unseres Handelns tragen.

Macht Ihnen diese Aussicht Sorgen? Denken Sie: Was könnte ich übersehen haben? Ist jetzt wirklich schon der richtige Zeitpunkt? Was kann bloß alles passieren? Am besten warte ich noch ab!

Dann sind Sie zwar in großer Gesellschaft, trotzdem liegt oft ein Problem zugrunde.

Denn eine übertrieben abwartende Haltung ist mindestens genauso schwierig wie ein unüberlegter Aktionismus. Und sie zeugt häufig von einer gewissen Unausgewogenheit in Bezug auf das eigene Selbstwertgefühl und das Vertrauen in sich und andere.

Probleme mit Entscheidungen haben Menschen meist dann, wenn sie befürchten, eine falsche Entscheidung zu treffen, die negative Konsequenzen für sie oder andere haben könnte und für die sie zur Verantwortung gezogen werden könnten.

Bei der Angst vor Entscheidungen geht es also weniger darum, überhaupt eine Entscheidung zu treffen, als vielmehr um die Angst, diese falsch zu treffen. Meist schwingt ein perfektionistischer Anspruch an sich selbst mit, der in seiner gravierenden Ausprägung lähmend sein kann.

Doch vergessen wir nicht: Wenn wir uns aus Angst vor den Konsequenzen einer Entscheidung davor drücken, sie überhaupt zu treffen, dann übersehen wir dabei, dass auch das Sich-nicht-Entscheiden Konsequenzen haben wird, für die wir letztendlich ebenso die Verantwortung übernehmen müssen.

Aus der Angst, Entscheidungen zu treffen, resultiert häufig auch ein Aufschieben von Pflichten und Aufgaben. Das Öffnen der Bankpost, der Anruf bei der Versicherung, das Aufräumen des Kellers: Je länger wir warten, umso größer wird die Hürde, vor der wir stehen und die es zu überwinden gilt. Der innere Widerstand wächst, die Schuldgefühle nehmen zu.

Häufig äußert sich diese psychische Unausgeglichenheit in körperlichen Symptomen wie Magenproblemen, Schlafstörungen, Verspannungen und Kopfschmerzen. An diesem Punkt hat sich die Schraube des Abwartens schon tief in uns eingedreht.

Das Zögern bringt uns also irgendwie nicht weiter. Handlungsschritte und der Blick auf die Konsequenzen können getrost kleinschrittig beginnen. Selten muss gleich alles auf einmal gemacht werden. Meist reicht es, Konsequenzen bis zum nächsten, gut absehbaren Schritt zu antizipieren. Mit Vertrauen in sich selbst und der Fähigkeit, sich selbst auch mal einen Fehler zu verzeihen, lassen sich Entscheidungen leichter fällen.

Es ist unmöglich, alle Folgen unseres Handelns im Vorfeld absehen zu können. Diese Einsicht sollte es leichter machen, auch mal ins kalte Wasser zu springen. Es schadet ja nichts, es vorher etwas anzuwärmen …