• Ich liebe meinen Rücken

Gut zuhören! Was unsere Ohren alles können und müssen

Wenn wir müde sind, genug gesehen haben oder einfach abschalten möchten, schließen wir die Augen. Der visuelle Reiz kann von uns quasi abgestellt werden.

Schlicht unmöglich ist das jedoch beim Gehör. Es lässt sich nicht einfach verschließen, denn es wurde von der Natur als unser natürliches Alarm- und Kommunikationssystem, Orientierungshilfe und Gleichgewichtsorgan eingerichtet.

Drohte unseren menschlichen Vorfahren Gefahr, war es überlebenswichtig, diese mittels eines feinen Gehörs so schnell wie möglich zu erkennen – selbst bei geschlossenen Augen, verstopfter Nase, eingehüllt in Decken und Felle.

Alle anderen Sinne lassen sich auf natürliche Weise ausschalten oder eindämmen. Nur unser Gehör ist allzeit bereit.

Was die Natur bei dieser hervorragenden Schutzmaßnahme nicht wissen konnte: Die Geräuschbelastung moderner Ohren hat gehörig zugenommen. Stille, lauschen, aufhorchen – das alles passiert uns heute relativ selten.

Zusätzlich haben unsere Ohren neben dem Gehör noch eine ausgesprochen wichtige Aufgabe und Funktion im Körper: Sie halten uns im Gleichgewicht. Das sogenannte vestibuläre System im Innenohr leitet Informationen über unsere Position im Raum an das Gehirn weiter, das dann wiederum motorischen Ausgleich in Auftrag geben kann.

Das vestibuläre System besteht aus einigen der feinsten und filigransten Zusammenspiele aus Knochen, Muskeln und Nerven in unserem Körper.

Eine Störung in Form von akustischer Überreizung kann negative Folgen für Gehör und Gleichgewicht haben.

Aber auch vestibuläre Über- und Unterforderung wirken sich negativ auf den Körper aus. Viele Kinder erleben heutzutage in ihrer motorischen Entwicklung nicht mehr ausreichend vestibuläre Reize. Natürliche Bewegungsprozesse wie drehen, krabbeln, fallen, sich schlängeln oder balancieren werden häufig nur noch sehr begrenzt erlebt. Die Folge sind häufig Defizite bei der räumlichen Wahrnehmung und der sensomotorischen und taktilen Entwicklung.

Die regelmäßige Verwendung von Kopfhörern, speziell Hörsteckern, führt unsere Ohren dann endgültig aufs Glatteis und schafft ein unnatürliches, eindimensionales Hörerlebnis.

Stressreaktionen wie der Tinnitus sind in vielen Fällen eine Art Gegenreaktion des Körpers auf eine Reizüberflutung von außen. Vereinfacht gesagt, wird mit einer eigenen Geräuschquelle den äußeren Einflüssen gegengesteuert.

Es ist ein wichtiger Teil der Gesundheitspflege, die Ohren – und mit ihnen den Hör- und Gleichgewichtssinn – aufmerksam und pfleglich zu behandeln. Denn wir können und wollen sie nun mal nicht verschließen – dafür ist das Hören meist doch viel zu schön.