• Ich liebe meinen Rücken

Von wegen unbeschwert – Kindheit heute

Noch einmal Kind sein …! Sich um nichts kümmern müssen, unbeschwert in den Tag hinein leben … wäre das nicht schön?

So denken viele Erwachsene, die von Arbeitsstress, wirtschaftlichen Sorgen, Planen und Umdenken und den Tücken des Alltags geplagt werden.

Kinder haben es da doch so viel besser. So ganz ohne richtige Sorgen. Oder?

Grundsätzlich gilt für alle großen und kleinen Menschen: Die eigenen Sorgen sind immer die größten. Und: Leid kann schlecht verglichen werden. Vor diesem Hintergrund kann ein Kinderleben schon mal nicht völlig sorgenfrei sein. Auch wenn sich die Probleme auf “Peter will nicht mehr mein Freund sein” und “Mir fehlen fünf Euro für das schöne Fidget Pop It” beschränken, heißt das nicht, dass es keine Probleme sind. Denn für die Betroffenen, unsere Kinder, sind sie das durchaus.

Wenn Ihnen die beschriebenen Beispiele zu banal sind, wie wär´s dann mit Homeschooling-Gap, Social Distancing, Cyber-Mobbing oder Body-Shaming? Vor allem in den letzten zwei Jahren wurde Kindern und Jugendlichen so einiges zugemutet und abverlangt. Wenn Kinder nicht mehr sorglos die Köpfe zusammenstecken dürfen, wenn überschwängliche Umarmungen und schnelle Raufereien zur gesellschaftlichen Gefahr werden, ist das besonders für die Kleinsten schwierig einzuordnen.

Die technische Ausstattung unseres Lebens hat Kommunikation grundsätzlich verändert. Die Generation unserer Kinder wurde in diese Entwicklung hineingeboren. Trotzdem zeigen sich Herausforderungen. Die Schnelligkeit des Informationsflusses, das Fehlen von Gestik und Mimik bei der digitalen Kommunikation, der Anspruch der andauernden Erreichbarkeit und der Druck der (optischen) Selbstoptimierung – Themen, die vor 30 Jahren noch nicht wirklich im Leben von Kindern und Jugendlichen stattfanden.

Kinder werden heute in puncto Selbstorganisation viel stärker gefordert als früher. Sie werden bereits in jungen Jahren in die Verantwortung genommen, was die kompetente Nutzung von Medien angeht, und sie werden für ihre spätere Bildungslaufbahn verantwortlich gemacht. Kurz gesagt: Heute sind Kinder sehr viel selbstständiger, sehr viel stärker auch auf Selbstorganisation ihrer Persönlichkeit und ihres eigenen Lebens ausgerichtet, als das noch vor einer Generation der Fall war. Viele Kinder sehen ihre Eltern sowieso nur morgens und abends. Die Obhut der zu Hause beschäftigten Mutter gibt es kaum noch.

Die Aufgabenstellung für moderne Eltern kann nicht darin liegen, Altes zu konservieren und künstlich in Teilen wiederherzustellen. Die Welt ist weitergezogen.

Allerdings kann eine gewisse Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die heutigen Herausforderungen an Kinder und Jugendliche nicht schaden. Kinder können früh stark gemacht werden für die Selbstorganisation, ohne sich alleine zu fühlen, und robust gegen die Vielzahl von Reizen, ohne Empathie einzubüßen.

Unterstützen Sie Ihr Kind mit Gelassenheit und reichlich Anerkennung gegenüber seinen täglichen Leistungen. Sie sind nicht selbstverständlich. Wir wünschen Ihnen Kraft und viel gemeinsame Freude!